Sie sehen hier eine Auswahl von Werken des Malers Georg Schmidt-Westerstede.
Die Kommentare sind größtenteils dem im Katalog veröffentlichten Beitrag "Georg Schmidt-Westerstede - Der Maler" von Jörg Michael Henneberg entnommen.
Vom Künstler selbst vergebene Titel seiner Bilder sind in "" gefasst.
Malerei der 40er und 50er Jahre
Gemälde vor 1949
An der Bremer Kunsthochschule vertrat man auch noch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine vorwiegend akademisch strenge Malerei.
So blieben denn auch Georg Schmidt-Westerstedes künstlerische Anfänge zunächst eher im konventionellen Rahmen.
Eine Reihe lasierend gemalter Landschaftsdarstellungen aus den Jahren 1946/1947 erinnert deutlich
an das Vorbild der romantischen Malerei Caspar-David Friedrichs (1774-1840),
die in der traditionellen akademischen Ausbildung der 30er und 40er Jahre einen gewichtigen Stellenwert hatte.
1949 lässt sich dann eine erstaunliche stilistische Zäsur feststellen mit einer Hinwendung zu einer betont modernen,
immer freier werdenden Malweise. Seine Farbpalette hellte sich impressionistisch auf, einer glatten, altmeisterlichen Lasurtechnik
folgte ein pastoser Farbauftrag mit nahezu plastischen Wirkungen. Wie die Impressionisten und die Fauves
malte er direkt aus der Tube heraus und in der Regel vor Ort. Die Farben wurden nicht mehr tonig gedämpft, sondern komplementär nebeneinander gesetzt.
Deutlich wird dies beim direkten Vergleich zweier Ölgemälde mit dem gleichen Motiv.
Die Künstler seiner Generation hatten während der Zeit des Nazionalsozialismus keinen Zugang zu der als entartet verfemten modernen Kunst.
Für sie konnte die Beschäftigung mit der Klassischen Moderne erst nach dem Zweiten Weltkrieg beginnen!
Die Ausstellung der Sammlung Haubrich 1947/48 in Oldenburg war für alle bbk-Mitglieder ein besonderes Ereignis
und bot ihnen einen ersten umfassenden Überblick. Georg Schmidt-Westerstede bekam von dieser Ausstellung wesentliche Impulse.
Zu Beginn der 50er Jahre war Paris immer noch das unangefochtene Zentrum für aktuelle Kunst.
Nachdem er 1952 einen Lloyd erworben hatte, konnte Georg Schmidt-Westerstede endlich sein Ziel ansteuern.
1953 und 1954 reiste er dreimal nach Paris: im Frühjahr 1953 gemeinsam mit dem befreundeten Maler und Kunstkritiker Rolf Höfer,
der sich in Paris auskannte und fließend Französisch sprach, im Herbst desselben Jahres mit dem befreundeten Künstler Max Herrmann
und im Sommer 1954 mit seiner Ehefrau Hanni.
In Paris sah er sich in den Museen um und besuchte die "Académie de la Grande Chaumière", eine offene Kunstschule,
in der man sich für einzelne Tage oder auch nur stundenweise einschreiben konnte.
Beliebt waren vor allem Sitzungen, an denen ein Modell alle fünf Minuten die Stellung wechselte.
Von Georg Schmidt-Westerstede existieren zahlreiche Aktstudien, die er dort anfertigte.
Da die bescheidenen finanziellen Mittel nicht für ein preiswertes Hotelzimmer reichten, diente der Lloyd sowohl das Verkehrsmittel
als auch als Pariser Schlafdomizil.
Max Herrmann berichtete, dass Georg Schmidt-Westerstede jeden Abend mit einem fertig gemalten Bild vom Montmartre kam.
"Die lagen dann nachts immer zum Trocknen auf dem Autodach".
Zweifelsohne verdankte Georg Schmidt-Westerstede seinen Paris-Aufenthalten wesentliche Anregungen.
Eine betont farbige, von den Fauves inspirierte Farbgebung, verbunden mit einer fast kubistischen Abstraktion,
die aber nie den Gegenstand verleugnete, sollte fortan seine Arbeit bestimmen.
1956 erhielt Georg Schmidt-Westerstede ein Reisestipendium des Oldenburger Kunstvereins,
das er für Fahrten nach Rapallo bei Genua und nach Murmansk nutzte. Auf diesen Reisen bevorzugte er wie die anderen Stipendiaten auch
das leichter und spontaner zu handhabende Aquarell. Die in Italien entstandenen Blätter bestechen durch ihre Leuchtkraft
und erscheinen ähnlich unmittelbar wie Aquarelle der führenden Expressionisten.
Im Februar und im Oktober 1956 weilte Georg Schmidt-Westerstede jeweils einige Tage zu Gast an Bord der saudischen Königsjacht "Mansur". Seine Freundschaft zum Kapitän bot ihm diese Möglichkeit.
Mit dem Frachter "Hastedt" nach Murmansk und Stettin
Die zweite Stipendienfahrt des Oldenburger Kunstvereins brachte Georg Schmidt-Westerstede im September 1956 in Begleitung seiner Ehefrau Hanni
mit dem Frachter "Hastedt" nach Murmansk. Mit dem dort geladenen Kunstdünger hat der Frachter Skandinavien umrundet.
In Stettin wurde die Ladung dann gelöscht.
1957 und 1958 wurden die Arbeiten der Stipendiaten des Oldenburger Kunstvereins im Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte gezeigt.
Im Herbst 1959 verbringt Georg Schmidt-Westerstede gemeinsam mit seiner Ehefrau Hanni einen zweiwöchigen Urlaub auf der kroatischen Insel Krk.
Bei der künstlerischen Umsetzung der Urlaubseindrücke in Ölgemälde erzielt er durch die Verwendung von Lösungsmitteln eine Transparenz der Farben,
die eigentlich der Aquarellmalerei vorbehalten war.
Im Juli 1960 ist Georg Schmidt-Westerstede auf der Niedersächsischen Kunstausstellung Oldenburg mit den Ölgemälden "Fedderwarder Siel" und "Garten auf Krk"
vertreten. Die auf dem trockengefallenen Watt liegenden Fischkutter vor Fedderwardersiel sind geometrisierend abstrahiert dargestellt,
wie man es aus Werken des Malers aus den Jahren davor kennt. Im Gegensatz dazu mag das Stilleben mit amorphen Formen einen ersten Schritt auf einem Weg
in Richtung des Informel andeuten, der vom Künstler dann nicht weiterbeschritten wurde. Die hier gezeigten Bilder erzielen durch Zugabe von Mörtel
plastische Materialität.
In den 60er und 70er Jahren dominierte die Kunst am Bau in Georg Schmidt-Westerstedes Œuvre.
Sie hat ihn bis zu seinem Tode immer wieder herausgefordert und ihm und seiner Familie den Lebensunterhalt gesichert.
Die Malerei trat in den Hintergrund. Seine Ölgemälde und Aquarelle aus dieser Zeit sind hier nach Themen geordnet.
Blumenstilleben
"Ich kaufe keine Blumen, ich male welche!" Nach dieser Devise handelte Georg Schmidt-Westerstede.
Viele seiner Freunde hat er an Geburtstagen oder zu anderen besonderen Anlässen mit einem Aquarell oder einem Ölgemälde beglückt.
So ist eine Vielzahl an Blumenstilleben entstanden, die er nicht botanisierend getreu abmalte, sondern gewissermaßen in Farben nachschuf.
An den Wochenenden widmete sich Georg Schmidt-Westerstede seiner Passion, dem Segeln.
Vom Liegeplatz in Rodenkirchen aus segelte er zusammen mit Freunden und Familienangehörigen auf seiner "Lang Lütjen" die Weser hinab. Oft trug ihn der Wind bis nach Helgoland.
1968 führten seine künstlerischen Aktivitäten Georg Schmidt-Westerstede nach Afrika.
An einem im Rahmen eines Entwicklungshilfeprojektes der Bundesrepublik errichteten Hygiene-Institut installierte er in Togos Hauptstadt Lomé ein großes Glasmosaik.
Auf und nach dieser Reise hat er seine Eindrücke in einigen zum Teil sehr farbintensiven Werken festgehalten.
1973 erfüllte sich Georg Schmidt-Westerstede seinen Lebenstraum. Mit seinem eigenen Segelboot überquerte er den Atlantik.
Zur vierköpfigen Crew gehörte auch sein Freund Georg Hanßmann, der darüber ein Buch schrieb.
Seinen Urlaub verbrachte Georg Schmidt-Westerstede fast immer mit seiner "Lang Lütjen" auf dem Meer, durch die Nordsee,
entlang der britischen Küste und immer wieder in die skandinavischen Fjorde, begleitet von Freunden und oftmals auch von seiner jüngsten Tochter Antje.
Die gewonnene positive Kraft und Inspiration ist in seinen Werken zu spüren.
Ab Mitte der Siebziger Jahre hat Georg Schmidt-Westerstede sich wieder intensiver der Malerei zugewandt und den Grad der Abstraktion stetig verstärkt.
Im Mai 1980 ist Georg Schmidt-Westerstede unter anderem mit den folgenden vier Bildern auf einer Gemeinschaftsausstellung Oldenburger Künstler in Oldenburgs dänischer Partnerstadt Tåstrup vertreten.